PRESSEBERICHTE
Auch ihre Bilder sprechen eine deutliche Sprache. Doch die erschließt sich erst auf den zweiten Blick: Man muss die Bilder „lesen“. Sie sagen viel.
Ruhrnachrichten, Oktober 2011
Mit der Ausstellung "Biomasse" der Essener Künstlerin Gabriele
Müller
setzt das Katakombentheater im Girardethaus seine Zusammenarbeit mit
der Frillendorfer Galerie Zeche Königin Elisabeth fort. ...
In ihren bunten vielteiligen Arbeiten setzt sich die Kommunikationsdesignerin
oft so bissig, wie ihre Tierdarstellungen daherkommen, in
einem Rundumschlag mit allem auseinander, was die Welt heutzutage nicht
zusammenhält. Das reicht vom prognostizierten Umweltgau über den
Bildungsnotstand bis hin zum weltweiten Nord-Süd-Gefälle. Vielleicht
eine etwas andere Anregung, bevor man sich zur Kulturveranstaltung auf
die roten Sitze im Theater fallen lässt.
DA
WAZ Essen, Ausgabe 04. November 2009
Abgründe der Illustration
"Vom Leben gezeichnet" - die
negativen Assoziationen, die dieser Ausdruck in einem weckt, sind
schwer auszublenden. Der gescheiterte Mensch in unserer Gesellschaft,
entmutigt von Armut, Krankheit oder anderen persönlichen
Schicksalsschlägen. Genau solchen Motiven widmet sich die
Kommunikationsdesignerin Gabriele Müller in ihrer Ausstellung "Vom
Leben gezeichnet", die im Café des Kulturforums Steele, Dreiringstraße
7, zu sehen ist.
"Es ist zum Teil selbst Erlebtes, zum
Teil ist es an aktuellen Themen aufgehangen", sagt die Künstlerin über
ihre zwischen 2006 und 2008 entstandenen Werke. Obwohl als Malerei
wahrzunehmen, empfindet Gabriele Müller ihre Bilder viel mehr als
Zeichnungen. Das hängt mit ihrer Ausbildung zusammen: ihr Studium des
Kommunikationsdesign in Essen hatte den Schwerpunkt Illustration inne.
"Es sind Geschichten, die das Leben schrieb", beschreibt sie den
Charakter der insgesamt neun Arbeiten, die die Wände des Kulturforums
zieren.
"Ich will nicht vor Tatsachen die Augen
verschließen", erklärt die Künstlerin und betont aber im gleichen
Augenblick, dass es nicht pessimistisch sei, sondern ein
schonungsloses Portrait unserer Zeit, um unserer Gesellschaft einen
Spiegel vorzuhalten. Einer dieser Spiegel etwa ist ihr Bild "Im Zoo".
"Ich bin gegen die Zoo-Sendungen im Fernsehen", betont Müller und
erzählt die Geschichte einer Elefantenkuh, die 52 Jahre im Zoo
verbracht hat, davon 48 im selben Stall. "Da kriege ich 'nen Hals",
empört sich die Künstlerin sichtlich.
Gabriele Müller
charakterisiert ihre sehr illustrativen Arbeiten als bildgewordene
Erkenntnisse und Ansichten. Besonders sind jedoch nicht nur die
konzeptuellen Gedanken hinter ihnen, sondern auch die ästhetisch
ansprechende Umsetzung. Es ist keine fotorealistische Wiedergabe.
Formen von Figuren, Gebäuden oder urbanen Räumen, die sie mit abbildet,
haben einen befremdlichen, aus dem Rahmen fallenden Charakter. Köpfe
sind beispielsweise unförmig, die Motive bekommen einen düsteren
Charme. Ebenso wie eine heile Welt nicht existiert, kommt diesem Ansatz
auch ihr künstlerischer Stil, ihre Bildsprache entgegen.
WAZ Essen, Ausgabe 10. Juli 2008